In diesem Jahr besuche ich meine Lieblingshauptstadt
dreimal. Gestartet habe ich mit einem Tagestripp am 19.4. Diesmal war mehr
Sightseeing angesagt, denn in unserer Vierergruppe gab es zwei Londonneulinge
und zumindest von einer weiß ich ganz sicher, dass es für sie nicht der letzte
Ausflug dorthin war.
Der Tag begann wie so viele, an denen ich nur für einen Tag
nach London wollte. Mit dem ersten Flieger, wieder die kleine Propellermaschine
von Air Berlin, sollten wir um 6.30 Uhr morgens starten. Nun jeder, der schon
einmal eine Reise mit dem Flugzeug angetreten hat, weiß, was das bedeutet. Aber
die Vorfreude hat die Morgenmüdigkeit sehr schnell vertrieben. Einigermaßen
pünktlich sind wir dann auch abgeflogen und durch die Zeitumstellung waren wir
gegen 7 Uhr in London Stansted. Diesmal klappte es mit der Weiterfahrt sehr
gut. Flott ging es zur Liverpool Street Station. Auf den Weg dahin fuhren wir
ja an einem kleinen Kanal entlang und ich war wie immer begeistert über die
Siedlungen, wo die Häuser bzw. die Gärten am Kanal lagen und die Bewohner ein
Boot am Haus oder Garten liegen hatten. Es wirkt alles sehr idyllisch. Leider
haben wir auf der „falschen“ Seite im Zug gesessen und konnten das nicht so
genau sehen, deshalb haben wir uns vorgenommen auf der Rückfahrt den Sitzplatz
auf der anderen Seite einzunehmen. Aber nun hieß es, erst mal in London richtig
ankommen und den Tag dort genießen.
Diese kleinen Siedlungen am Kanal wurden durch größere
Vororte abgelöst, mal hübsch mal weniger schön. Dann folgen Industriegebiete,
die in keiner Stadt schön aussehen. Aber die wurden einfach nicht beachtet,
denn die Skyline ist viel interessanter. Das sind nicht einfach nur Hochhäuser,
nein, sie wurden beeindruckend gestaltet. Auf meinen Bildern, die ich hinter
diesem Bericht einstelle, können auch diese Gegensätze der alten niedrigen und
hohen neuen Häusern betrachtet werden.
Nachdem ich vor einiger Zeit herausgefunden habe, dass der
Bus mit der Nummer 11 eine wunderschöne Strecke durch die Stadt fährt, starte
ich dort gerne mit der Tour. Zum Glück konnten wir oben im Bus die vorderen
Plätze belegen und hatten außerdem auch eine ganz tolle Sicht auf alles. Wir
als Besucher konnten ganz entspannt die Londoner betrachten, die alle auf dem
Weg zur Arbeit waren. Es gab aber auch viel zu sehen. Immer wieder staune ich
und erwähne es wohl auch jedes Mal, wie viele Radfahrer unterwegs sind. Denn
der morgendliche Berufsverkehr ist dort nicht zu verachten. Meine Bewunderung
geht auch an die Busfahrer, die müssen eine wahnsinnige Ruhe besitzen. Soooo
langsam, wie es für sie voran geht. Für uns war das natürlich klasse, denn so
hatten wir Zeit alles in Ruhe zu sehen und ich konnte auch wieder jede Menge
Fotos machen. Die einzigen Regentropfen an diesem Tag fielen auf die Busscheibe,
als wir an der St. Paul’s Cathedral vorbei fuhren. Aber gleichzeitig konnten
wir auch blauen Himmel sehen und waren deshalb sehr optimistisch, was das
Wetter betraf.
In diesem Jahr fiel mir auf, dass es unwahrscheinlich viele
Baustellen gab und viele Baukräne zu sehen waren. Auch hatten viele historische Bauten Gerüste. Ich bin ja
mal gespannt, wie es im September aussehen wird, wenn ich wieder in London bin.
Aber ich schweife ab, zurück geht es zur Busstrecke, im
Bankenviertel waren die Berufstätigen zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit. An der St.
Paul’s Cathedral standen noch die Absperrgitter von der Trauerfeier am
Mittwoch, aber es waren schon viele Arbeiter unterwegs, um diese Gitter wieder einzusammeln. Weiter ging
die Fahrt durch die Fleet Street, vorbei an den
Royal Courts of Justice, weiter über Strand, zu sehen ist der schöne
Bahnhof Charing Cross, am Trafalgar Square war schon viel los. Kurz einen Blick
durch das riesige Tor über The Mall Richtung Buckingham Palast und schon biegt
der Bus in Whitehall ein. Vor dem Tor bei den Horse Guards stand einsam eine
Wache, naja nicht ganz einsam viele Touristen ließen sich mit ihm
fotografieren. Wir sollten ihn später noch einmal sehen können. Die Downing
Street, seit Jahren abgesperrt, wurde auch wieder gut bewacht. Und nun endete
die Bustour. Aber der erste Eindruck für unsere neuen Londonbesucher war schon
einmal überwältigend. Gerade auf dieser Strecke sieht man sehr viele bekannte und historische
Gebäude und Straßennamen.
Ausgestiegen sind wir am Parlament Square und nach ein paar
Schritten bietet sich ein toller Anblick auf den Glockenturm. Ich habe
natürlich auch sofort wieder ein Foto gemacht und zu Hause fiel mir auf, dass
ich meist zu dieser Zeit dort bin. Viertelstündlich wird die Zeit geschlagen
und so konnten wir auch diesen berühmten Ton hören. Ein Stück auf die Brücke zu
gehen gehört auch zur Pflicht, zumal sich dort ein sehr guter Ausblick auf das
Parliament House und auf der anderen Seite zum London Eye bietet.
Nach der längeren Busfahrt ging es nun zu Fuß weiter. Hatten
wir zuvor die Downing Street und Horse Guards schon aus dem Bus heraus sehen
können, konnte dies noch einmal in Ruhe betrachtet werden. Es ist ja auch so,
dass der Bus immer dann, wenn man länger schauen möchte, schnell an dieser
Stelle vorbei fährt. So konnten wir die Größe des Paradeplatzes bestaunen und
den jungen Wachsoldaten auch bei der Arbeit beobachten. Er musste nämlich
seinen Platz vorne an der Straße mal verlassen und am hinteren Tor Wache
schieben. Als wir kamen, durfte er wieder nach vorne gehen. Erstaunlich, dass
er in diesen Stiefeln sich so gut fortbewegen konnte. Allerdings sah er nicht
besonders glücklich aus, als ich ein Foto machte. Ich denke mir auch, dass dies
durchaus kein leichter Job ist. Er
musste dort stehen bleiben, wir durften weitergehen und haben hinter dem Admiralty
Arch The Mall betreten. Diesmal sah die Prachtstraße besonders schön aus. Die
eine Straßenseite war geflaggt und natürlich habe ich das fotografiert. Ebenfalls
die schönen Narzissenbeete im St. James Park. Wunderschöne Frühlingsbilder
konnte ich dort machen. Auch dort gab es einen strengen Winter und die Natur
hatte nun einiges aufzuarbeiten. Vor dem Buckingham Palast waren wieder sehr
viele Touristen zu finden. Es war ein sehr interessanter Sprachenwirrwarr. Aber
wir wollten uns dort nicht lange aufhalten. Zumal der Wachwechsel erst viel
später stattfinden würde.
In dieser großen Stadt, in der es sehr hektisch zu geht,
finden sich immer wieder Plätze, größere oder kleine, wo es ruhig zugeht und
man auch nicht das Gefühl hat, in einer
Millionenstadt zu sein. Dies hatten wir im Green Park, durch den wir Richtung
Hard Rock Cafe gingen. In dem dazugehörigen Shop gibt es so viele schöne
Geschenke, mit denen man zu Hause Freude bereiten kann.
Langsam bekamen wir aber Hunger und so steuerten wir unser
nächstes Ziel an: das berühmte Kaufhaus Harrods. Aber dort wollten wir nicht
unbedingt etwas essen, lieber uns nur an den tollen Essensangeboten in der
Food-Hall ergötzen. Damit das nicht schief geht, denn hungrig sollte man das
nicht machen, haben wir uns in einer netten Boulangerie gegenüber gestärkt. Da
ist mir auch wieder aufgefallen, dass sich einiges in dem Verhalten geändert
hat. Als ich in den 80er Jahren in London war, musste ich mich immer mit meinem
Schulenglisch abmühen und es war keine Hilfe zu erwarten. Wenn jetzt die jungen
Londoner mitbekommen, dass wir aus Deutschland sind, dann bringen sie gerne
strahlend ihre deutschen Worte an. Als wir gingen, haben sie uns mit einem
strahlenden „Auf Wiedersehen“ verabschiedet. Auch im Harrods stellte ich wieder
fest, wie gut das Personal geschult ist und wie freundlich die Kunden an den
Kassen behandelt werden. Da wird nicht nur mit einem einfachen „Hallo“ gegrüßt,
sondern ein „How are you“ folgt meistens. Im Hardrock Cafe Shop wurde ich meist
an der Kasse auch gefragt, woher ich komme, wie lange ich bleibe und oft genug
wurde gestaunt, dass ich nur einen Tagesausflug nach London machte.
Nach unserem Bummel im Harrods und unserer Feststellung,
dass einige Sachen doch einige Monatsgehälter von uns kosten, sollte es nun
wieder eine Fahrt in die Vergangenheit werden. Wer hat nicht in den Geschichtsbüchern oder historischen
Romanen etwas über London gelesen. Der Tower ist den meisten wohlbekannt. Ich
finde die Gemäuer auch immer wieder beeindruckend und stelle mir vor, wie sich
dort die Gefangenen gefühlt haben müssen, von denen ja nicht wenige adelig
waren.
In unmittelbarer Nähe befindet sich die Tower Bridge und
hier sollte man auch einige Schritte in Richtung Brückenmitte gehen, denn von
dort bietet sich wieder ein toller Anblick, auf den Tower und die Silhouette
der Stadt.
Dank der Londoner Tube können Entfernungen schnell zurückgelegt
werden und man kommt auch zügig von einer Stelle zur nächsten. Ich staune auch
hier immer wieder, wie komplex dieses Netz unter der Erde ist. Es muss
verwirrend aussehen, so viele Strecken und Gänge und Treppen und Aufzüge. Und
vor allem ist das alles ja nicht in der letzten Zeit gebaut worden, sondern
teilweise über 100 Jahre alt. Nun, wir konnten von der Station Tower Hill
bequem zum Piccadilly Circus fahren. Diesen Platz sollte man auf jeden Fall
gesehen haben. Am besten am Tage und noch einmal am Abend, wenn die Reklame so
richtig schön wirkt. Aber bei einem Tagestripp hat man nicht die Wahl.
Auf der Treppe rund um Eros sitzen immer sehr viele
Touristen und lassen sich auf Bildern verewigen. Wir wollten uns dort aber
nicht lange aufhalten, sondern uns nun wieder zu Fuß zu einigen
Sehenswürdigkeiten begeben. Die Regent Street mit diesen riesigen Häuserzeilen
und tollen Geschäften war als erstes dran, dann hieß es abbiegen Richtung Carneby
Street. Die meiner Meinung aber ihren Reiz verloren hat und viele gehen dort
nur mal vorbei, weil sie den Song der 60er Jahre noch im Ohr haben.
Das Kaufhaus Liberty, nicht nur von außen sondern auch von
innen beeindruckend anzusehen, lag auf dem Weg zum berühmten Stadtteil Soho. Beeindruckender
als Soho war Chinatown. Das Tor und auch das Straßenschild mit den chinesischen
Schriftzeichen habe ich natürlich auch im Bild festgehalten. Also, wer dort
seinen Hunger nicht loswird, ist es selber schuld. Aber wir hatten ja noch
nicht wieder Hunger, sondern wollten nun zum Covent Garden. Mein absoluter
Lieblingsplatz in London. Wie immer waren reichlich Künstler unterwegs.
Mittlerweile „kenne“ ich schon einige und deren Plätze. Da für uns aber
ausruhen und sitzen angesagt war, haben wir den Künstler vor der großen Halle
nicht beachtet und uns einen Platz drinnen gesucht. Meinen Cappuccino konnte
ich bei Arien aus italienischen Opern genießen. Der junge Mann, der uns damit
erfreute, hatte eine wirklich gute Stimme.
Wie immer beginnt auf einmal die Zeit zu rasen und wir
mussten genau ausrechnen, wozu wir noch Zeit haben, denn bis zum Flughafen war
es ja doch eine Strecke zu fahren und zu spät wollten wir ja auch nicht
ankommen. Obwohl ich meinem Stempelshop nun so nahe war, habe ich darauf
verzichtet, mir einen bestimmten Stempel zu kaufen. Aber ganz so schwer fiel es
mir nicht, weil ich weiß, dass ich im September für einige Tage in London sein
werde ich und hoffe und gehe davon aus, dass ich ihn dann auch noch kaufen
kann. Trotzdem gebe ich zu, dass ich etwas sehnsüchtig in die Richtung des
Shops geschaut habe.
Auf unserem Plan stand jetzt nämlich noch ein traditionelles
Essen in einem dafür sehr bekannten Restaurant: Fish and Chips in The Rock And
Sole Plaice. Mir hat es dort sehr gefallen und auch sehr gut geschmeckt. Man
sollte dort aber so richtig hungrig hingehen, denn die Portionen fallen nicht
klein aus. So gestärkt konnten wir den Rückweg antreten. Zunächst Richtung
Liverpool Street Station und dann wieder mit dem Express zum Flughafen. Das
Wetter hat es an dem Tag wirklich gut mit uns gemeint, nun, ein paar Wolken
weniger hätte ich nicht schlecht gefunden, aber wir waren ja froh, dass es
nicht geregnet hat.
Es war mal wieder ein rundherum schöner Tag. Leider
verfliegt die Zeit so schnell und viele schöne Plätze konnten an diesem Tag
nicht besucht werden, aber es soll ja noch den einen oder anderen Grund für den
nächsten Besuch geben. Mit dem Flugzeug ist man so schnell dort und kann es
manchmal so gar nicht fassen. Vor einer Stunde war man noch in einer
pulsierenden Millionenstadt und schon befindet man sich wieder auf den Weg nach
Hause.
Wer nun noch Lust nach diesem langen Bericht hat, kann
anhand der Bilder einen Teil unseres Weges nachvollziehen.