Achtung, dies ist ein langer und ausführlicher Bericht von nur einem Tag in London
Gerne fahre bzw. fliege ich gerne wieder zu Orten, wo es mir sehr gut gefallen hat. Diesmal war London wieder dran. Gemeinsam mit meiner ältesten Freundin bin ich für einen Tag nach London geflogen. Wir beide waren 1981 schon mal eine ganze Woche da und wir sahen damals an allen Ecken Bilder von Charles und Di. 1999 waren wir beide mit meinen Kindern über Pfingsten in London. Alle Sehenswürdigkeiten hatten wir beide also schon „abgehakt“ und konnten nun ganz entspannt einfach durch London bummeln und fahren.
Der Tag begann sehr früh: um viertel nach 4 am Morgen habe ich das Haus verlassen, um mich mit meiner Freundin an der Bushaltestelle zu treffen. Bei uns fährt ein Bus direkt bis zum Flughafen, das dauert zwar etwas länger, weil es einmal quer durch die Stadt geht, aber so müde, wie wir ja noch waren, hatten wir keine Lust am Bahnhof in den schnelleren Zug umzusteigen.
Das Einchecken ging sehr zügig und schon waren wir in dem Abflugbereich. Zum Wachwerden gab es erst einmal einen Cappucchino. Aber dann ging es richtig los: Boarding war angesagt. Mit dem Bus ging es zur Maschine von Air Berlin und da kam die erste Überraschung, das war ja eine kleine Propellermaschine! Ich war nun richtig gespannt, wie der Flug sein würde und überlegte wieder, warum ich mir das immer wieder antue. Aber es war kein Problem, da in der Luft keine Turbulenzen waren, war der Flug angenehm und vor allem sehr kurz. Um 6.30 Uhr in Düsseldorf gestartet und um 6.45 Uhr in London landen, die Zeitverschiebung konnten wir zu unserem Vorteil nutzen.
Da wir ja kein Gepäck hatten, ich selber hatte nur einen leeren Rucksack, waren wir sehr schnell beim Stansted Express, der uns in 45 Minuten zur Londoner Liverpool Station bringen sollte. So war es dann auch. Diesmal hatte ich aber den Wunsch mal aus dem Bahnhof herauszugehen, denn bisher haben wir die Station immer nur zum Umsteigen genutzt. Und was soll ich sagen, mir es draußen gefallen. Vor ein paar Jahren fand ich die Deckenkonstruktion des Bahnhofes sehr schön und nun gefiel mir auch die unmittelbare Umgebung. Allerdings liegt der Bahnhof eingezwängt zwischen vielen großen und hohen Häusern, aber trotzdem hat der Platz einen gewissen Charme. Und sofort fielen uns die vielen Taxen und neueren Doppeldeckerbusse auf. Ich freue mich immer wieder, dass diese roten Busse nicht aus dem Stadtbild verschwunden sind, hatte ich doch vor ein paar Jahren mit Schrecken gelesen, dass die Busse aus dem Verkehr gezogen werden sollen.
Beim letzten Londonbesuch durften wir im Underground die Völle beim Berufsverkehr kennen lernen, etwas, worauf ich sehr gut verzichten kann und deshalb habe ich diesmal vorgeschlagen, dass wir unseren Tag in London mit einer Busfahrt starten. Bus Nr. 11 fährt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und so kamen wir bequem zum Big Ben. Aber bis wir dort aussteigen konnten, dauerte es noch eine Zeit, denn auch auf der Straße machte sich der Berufsverkehr bemerkbar. Uns machte es aber überhaupt nichts aus, saßen wir doch oben und konnten von dort alles mögliche betrachten und uns auf vieles aufmerksam machen, wo wir 1981 schon mal lang gelaufen sind. Zum Beispiel hatten wir auf der Treppe vor der St. Paul’s Cathedral gesessen und einer Musikkapelle zugehört, die unter anderem „The last Farewell“ gespielt hatten. Das ist mir bis heute noch in Erinnerung geblieben und ich habe mir danach von Roger Whitaker die LP gekauft. Aber das ist lange her und heute kann sich wahrscheinlich kaum einer vorstellen, wie toll es sich damals anhörte.
Die Fahrt ging weiter über die berühmte Fleet Street. Die Häuser finde ich immer wieder eindrucksvoll und es wechselten sich alte Bauten mit modernen ab, es standen auch im Wechsel schäbige neben herausgeputzten. Der Royal Courts of Justice fiel mir auch besonders auf, steht er doch bei der Säule der Temple Bar, dem uralten Grenzpunkt in London. Die Fleet Street wird dann zum Strand. Ich konnte mich auch erinnern, dass wir damals hier lang gelaufen sind und ich vieles in meinen Reiseführern über die Geschichte der Stadt gelesen habe. Faszinierend ist ja, dass so eine Säule mitten im Weg, sprich auf der Straße steht und sich ein sehr starker Straßenverkehr daran vorbei bewegt.
Besonders aufgefallen ist mir bei diesem Londonbesuch, dass unheimlich viele Radfahrer unterwegs waren. Im Anzug oder in Freizeitkleidung, sie mogelten sich immer durch die Reihen der stehenden Autos. Puh, ich würde dort nie Radfahren wollen, geschweige denn Auto, fahren doch alle auf der falschen Seite der Straße, grins.
Der nächste bekannte Punkt, den der Bus ansteuerte, war Trafalgar Square. Am frühen Morgen war auf dem Platz schon reichlich Gewusel. Nun ja, es waren schließlich auch hier viele Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit, ob nun zu Fuß oder mit dem Auto. Durch dieses langsame Busfahren hatten wir wirklich die Ruhe uns alles anzusehen.
Die Fahrt ging nun weiter über Whitehall. Vor Horse Guards standen diesmal keine schmucken Wachposten, denn hier befand sich eine der vielen Baustellen, die wir in London gesehen haben. An der Downing Street ging es dann doch schnell vorbei und wir konnten keinen Blick reinwerfen. Zumal unsere Station kam, an der wir aussteigen wollten. Ziel Nr. 1 erreicht, Westminster und auch ein weiterer Punkt, an dem wir Fotos machen wollten. Auf einmal schlug im Uhrturm die Glocke, es war Punkt 9 Uhr, der Ton war beeindruckend. Nach unserem Rundblick zum Palace of Westminster und zur Westminster Abbey ging es weiter zum St. James Park.
London ist ja eine riesige Stadt, aber sie hat auch sehr große Parks und wenn man mal in alten Büchern liest, dass die vornehmen Damen und Herren ausgeritten sind, waren das wirklich große Entfernungen, die sie zurück legen konnten. Wir konnten nun aber erst einmal die Ruhe mitten in London genießen. Durch den Park ging es zum Buckingham Palast, von dieser Seite bin ich bisher noch nie zum Palast gegangen. So früh am Morgen kann noch nicht viel los sein, das dachten wir aber auch nur. Eine Kutsche fuhr vor und holte einen Mann ab, ob wohl ein Earl schon bei der Queen vorgesprochen hatte? Da kein Wachwechsel oder sonstiger Termin anstand, ging unser Weg weiter durch den nächsten Park, dem Green Park zum Hyde Park Corner. Aber vorher wurde noch einmal das aufwendige Tor des Parkeinganges fotografiert. Das Gold glänzte in der Sonne wunderschön.
Eindrucksvolle Tore und Triumphbögen gibt es in London ja reichlich, den Green Park haben wir durch den Wellington Arch verlassen. Später am Tag würden wir noch durch Mable Arch wieder in die vollen Straßen gelangen. Aber jetzt war erst einmal einkaufen im Hardrock-Cafe-Shop angesagt. Wer da nichts findet ist selber schuld. Gut, dass wir unsere Kreditkarten mitgenommen hatten. Mittlerweile war es nach 10 Uhr und Zeit für eine Pause. Zu Hause war es ja schon 11 Uhr und der Magen machte sich in gewisser Weise bemerkbar. Nun hatten wir uns ja ein Tagesticket besorgt und in einer großen Stadt sind die Entfernungen, wie schon erwähnt auch etwas größer. Also ab in den nächsten Bus Richtung Piccadilly Circus. Zum Glück kommt der Bus ja alle paar Minuten und wir mussten nicht lange warten. Allerdings kamen wir so langsam voran, dass ich schon überlegte, ob wir nicht besser zu Fuß gegangen wären, aber da wir an dem Tag noch einiges laufen wollten, war es doch besser im Bus zu bleiben.
Der Platz, genau genommen die Treppe zum Erosbrunnen rief auch wieder Erinnerungen hervor. Gibt es doch Bilder von uns, auf denen wir 1981 als Grazien auf der Treppe saßen. Bilder von dem Platz und Umgebung findet man in meinem Bericht vom 1.12. Leider haben wir weder auf der Regent Street noch am Piccadilly Circus ein Cafe gesehen, was uns gefiel, also steuerten wir unser nächstes Ziel: Covent Garden an. Dank der Tube, wie in der britischen Umgangssprache die Bahn im Underground genannt wird, konnten wir das Ziel auf schnellstem Weg erreichen.
Ach, ich liebe diesen Platz schon seit Jahren und wurde auch in diesem Jahr nicht enttäuscht. Es ist immer etwas los, auch an einem normalen Tag in der Woche. Aber für Künstler und Händler lohnt es sich ja auch immer, dort zu sein, denn viele Touristen steuern den Ort an. Es war ein Gemisch aus Schulklassen, Gruppenreisende und solche wie wir, die mal einfach nach London wollten. Covent Garden feiert in diesem Jahr seinen 180. Geburtstag, geschmückt war alles und so konnte keiner den Hinweis darauf übersehen. Wie bereits erwähnt, hatten wir Hunger und Durst und dort konnte alles gestillt werden.
Ich bin von dort mal schnell zu einem Stempelladen gegangen, einen Bastler würde es ganz kribbelig machen, wenn er weiß, dass es, 10 Minuten Fußweg entfernt, einen Laden gibt. Also Stadtplan raus und hin und es hat sich gelohnt, ich habe natürlich einige Stempel entdeckt, die in meinen bis dahin noch fast leeren Rucksack wanderten.
Es ging wieder zurück zum Covent Garden, wo meine Freundin und ich nun von Stand zu Stand und von kleinem Laden zu kleinem Laden bummelten und des Öfteren unsere Kreditkarten zückten. Aber irgendwann macht auch dies keinen Spaß mehr, zumal das Laufen auf dem Straßenpflaster dort sehr ermüdent ist. Es stellte sich die Frage, wohin wollen wir noch? Können wir doch mal eben nach Harrods fahren? Klar konnten wir. Die öffentlichen Verkehrsmittel in London sind ja Klasse, daran merkt man immer wieder, dass London eine Weltstadt ist und schon sehr früh ihren Underground angelegt hat.
Harrods stand bei uns nicht unbedingt auf dem Programm, denn natürlich waren wir beide jedes Mal dort, als wir mehrere Tage in London waren, aber da wir nun doch noch Zeit hatten, dachten wir warum nicht? Dieses Kaufhaus sieht von außen ja schon toll aus und innen drin ist es unbeschreiblich, wer noch nie da war sollte es als Pflichtprogramm aufnehmen. Ich schwanke jedes Mal zwischen, da gehe ich nicht wieder hin oder och, ich könnte ja doch hingehen, wer weiß, wie es diesmal ist. Was soll ich sagen, dies Mal hatte ich die Nase schnell voll. Ich wusste ja schon, dass ich mit dem Rucksack auf dem Rücken nicht durchs Kaufhaus gehen darf. Das Sicherheitspersonal am Eingang weist einen ja sofort darauf hin. Nun war der Rucksack aber schon verflixt schwer und das Tragen mit der Hand nicht sehr angenehm. Außerdem fanden wir jede Menge Abteilungen, aber nicht das Treppenhaus mit den Rolltreppen und Hinweisschildern, wo was ist. Wir wollten schon aufgeben und wieder nach draußen gehen, als wir doch endlich die Abteilung mit den „Gifts“ fanden. Schade aber auch, grins, musste die Kreditkarte wieder herhalten. Aber nun habe ich auch eine sehr schöne Tasche von Harrods, mit der ich stolz durch die Gegend laufen werde.
Nun war aber langsam der Zeitpunkt erreicht, wo wir kurz vorm „Schlapp machen“ standen. Deshalb wollten wir einen munter machenden Kaffee trinken und nachsehen, wie wir ganz gemütlich Richtung Liverpool Station und dann weiter zum Flughafen fahren können. Da wir wirklich noch genügend Zeit hatten, bot sich eine weitere Fahrt im Bus an, denn wenn wir nun in den Underground verschwinden würden, wäre das ein schneller und sofortiger Abschied von London und dem Trubel auf der Straße gewesen, das wollten wir aber noch nicht. Wie schon erwähnt, der guten öffentlichen Verkehrsmittelanbindung sei Dank, brauchten wir uns nur einmal kurz umsehen, entdeckten eine Bushaltestelle und der Bus, den ich vorher rausgesucht hatte, kam.
So erreichten wir an diesem Tag den zweiten bekannten Triumphbogen: Mable Arch. Was wir vorher immer wieder vermisst hatten, fanden wir dort auch reichlich: Bänke! Ich mag es, wenn ich mitten im Trubel eine Bank finde und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Mitten im Gewusel konnte ich meinen Füßen eine weitere Ruhepause gönnen und auch alles rundherum beobachten. Mittlerweile hatte uns das warme Wetter ja eingeholt und so waren wir froh, dass ich unterwegs 2 Flaschen mit Wasser gekauft hatte. Im Nu waren die Flaschen leer und auf gings zur nächsten Station. Ich hatte geplant von der Bondstreet mit dem Bus zur Liverpool Station zu fahren, aber diesmal hat mich mein Busplan wohl im Stich gelassen, ich sollte mir doch mal einen neuen zulegen. Auf jeden Fall zog sich der Weg auf der Oxford Street in die Länge und die Haltestelle kam einfach nicht in Sicht. So beschlossen wir doch mit der U-Bahn zu fahren, was zu dem Zeitpunkt, wegen des Berufsverkehrs, leider nicht sehr angenehm ist. So erreichten wir aber schnell den Bahnhof und konnten ganz in Ruhe zum Zug gehen, der alle 15 Minuten zum Flughafen startet. Mittlerweile waren wir so kaputt, dass die lange Fahrt eine Wohltat war. Auch jetzt gab es keine Probleme beim Einchecken und die Zeit verging schnell, bis wir in unser Flugzeug steigen konnten. Diesmal war es ein großer Airbus, zu dem ich auch mehr Vertrauen hatte. Da es noch hell war, konnten wir auch immer wieder Blicke aus dem Fenster werfen und alles gut erkennen. Eine knappe Stunde später landeten wir in Düsseldorf und konnten zügig zu unserem Bus gehen. Um 23 Uhr war ich dann endlich wieder zu Hause. Glücklich einen wunderschönen Tag verbracht zu haben. Und für London war es uns wert, die Strapazen auf uns zu nehmen. Aber eins habe ich mir doch vorgenommen, die nächste Tour plane ich wieder im Herbst oder mal im Frühjahr, nicht mehr im Hochsommer.
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